Selina Gerber - Theaterpädagogik
Theaterpädagogik
Als Theaterpädagogin erstellt Selina pädagogische Konzepte in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit und setzt sie um. Sie leitet Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Theaterspielen an, besucht zum Beispiel Schulklassen, gestaltet Projekt- sowie Themenwochen. So vermittelt sie Kenntnisse über die Institution Theater und über das Theaterspiel.

Drei Fragen an Selina …
Was fasziniert dich an deiner Arbeit als Theaterpädagogin?
Selina: Das sind vor allem die Menschen und das gezielte Arbeiten mit ihnen. Ich selbst bin vom Naturell her ein zurückhaltender Mensch. Über das Theater habe ich im Laufe der Jahre viel aus mir herausgeholt. Durch die Theaterarbeit erlebe ich oft, dass mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Gleiche passiert. Über die theatralen Mittel, also einem anderen Zugang als der Umgang mit sich selbst im Alltag, entsteht ein Spannungsfeld und es lässt sich tiefgreifend arbeiten und nach neuen Ausdrucksweisen suchen. Ihre Begeisterung für das Theater wächst über die Zeit, und das ist grossartig mitzuerleben! Das liegt an der Welt des Theaters, die hinter den Kulissen wie auf der Bühne sehr vielseitig ist.
Welche Hinweise gibst du Teilnehmern deiner Workshops, ob jung oder alt, mit auf den Weg, die besonders wichtig sind?
Selina: In den theaterpädagogischen Workshops gebe ich keine pauschalen Tipps. Es geht darum, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Welt und die Möglichkeiten des Theaters zu begeistern und sie anfänglich im Einzelnen zu erfassen. Da sind es viele Anregungen und Theaterspielvariationen, die ich anbiete. So merke ich schnell, welche Übungen zielführend sind. In der theaterpädagogischen Arbeit geht es vor allem darum, zu erkennen, welche Gruppendynamik und individuellen Vorlieben vorhanden sind und aus diesen dann anhand theatraler Mittel Ausdrucksweisen zu finden, die eine Geschichte erzählen. Es geht oft auch um das Ausloten und Kennenlernen von ganz persönlichen Grenzen und Möglichkeiten. Der respektvolle Umgang, Offenheit sowie Transparenz sind mir ein grosses Anliegen in meinen Workshops.
«Das liegt an der Welt des Theaters, die hinter den Kulissen wie auf der Bühne sehr vielseitig ist.»
Was sind Erfolgserlebnisse während der Arbeit für Dich?
Selina: Bei Kindern ganz sicher, wenn sie plötzlich aufmachen. Manchmal ergibt sich's sogar, dass die begleitende Lehrperson sagt, so habe sie das Kind noch nie erlebt. Das Mädchen oder der Junge zeigt plötzlich andere Züge an sich, die vielleicht vorher im Verborgenen gelegen haben. Das ist sehr schön. Und das nenn ich in der Theaterarbeit gerne «den Kopf auftun». Das bedeutet, jemand entdeckt sich plötzlich neu und gewinnt an Ausdrucksmöglichkeiten. Bei Erwachsenen sind es unter anderem die Rückmeldungen. Ein Teilnehmer hat einmal zu mir gesagt: «Du warst streng mit uns, aber das Ergebnis ist so toll!»
In der theaterpädagogischen Arbeit liegt es in meiner Verantwortung, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer öffnen und ausprobieren können. Die Arbeit findet in einem sehr geschützten Rahmen statt, dann ist das individuelle Ausloten von Möglichkeiten sowie die Zusammenarbeit in der Gruppe vielseitig. Zum Theaterspielen gehört im weiteren Verlauf der Kurse oft die Öffnung dieses geschützen Arbeitsklimas – und es kommt Publikum dazu. Das Gelernte will ja gezeigt werden. Das ist Theater. Eine Schaustätte. Dann stehe ich dafür ein, dass das sich Zurschaustellen gelingt, ein Erfolgserlebnis wird und die Darstellenden sich wohlfühlen. Aber dazu gehört – wie so oft im Leben – vorab viel gemeinsame Arbeit.