Begonnen hat mein Auftrag als Regisseurin beim Schaffhauser Sommertheater 2019 ebenfalls aus einer Notlage heraus. Die ursprünglich engagierte Regie war zurückgetreten. In kürzester Zeit musste Ersatz gefunden werden. Die Mission: Ein abendfüllendes Theaterprogramm mit einem grossen Team aus Laienschauspielern auf die Beine zu stellen.
Im dreiköpfigen Kreativteam, bestehend aus Walter Millns, Ursula Lips und mir, ging es schnell voran und so entstand eine spannende Inszenierung. Das Undenkbare hatten wir möglich gemacht: In wenigen Monaten schufen wir das Stationentheater «Schaffhausen – schwer legendär», in welchem Sagen und historische Überlieferungen auf theatralische, musikalische, bewegte Art und Weise erzählt werden sollten. Mein Team im historischen Weinkeller nahe dem Gefängnis von Schaffhausen meisterte während der Proben alle Herausforderungen und war bereit für die Premiere.
Auf Knopfdruck
Da mischte sich das Schicksal ein. Ausgerechnet beim Proben der Applausordnung verletzte sich eine der Schauspielerinnen. Ihr Fuss war gebrochen, sie ging an Krücken. So konnte sie unmöglich jeden Abend ihre Rolle verkörpern, die Tanzen, Treppen gehen, Rennen und Klettern vorsah. Wir waren alle bestürzt. Da galt es wie so oft im Theater, schnellstmöglich zu reagieren und zu improvisieren. Improvisation ist ja die Kunst, im Moment etwas zu erschaffen. Schnell. Auf Knopfdruck. Was also sollte ich tun? Es gab mehrere Optionen.
Von Anfang an war klar, unsere Theatergruppe ist ein eingeschworenes Team, alle sind Teil davon. Ohne besagte Schauspielerin wäre das Stück nicht mehr dasselbe gewesen. Nach den vielen Proben nicht auf der Bühne und vor Publikum stehen zu können, das ist für eine leidenschaftliche Schauspielerin die Höchststrafe. Also schrieb ich in einer Nacht- und Nebelaktion das Stück um, zitierte die Gruppe zu einer Zusatzprobe und wir lernten den Ablauf neu. Alle waren sehr motiviert und konzentriert. So gelang es unter Hochdruck das Stück doch umzusetzen. Da so kurz vor knapp niemand sonst sich noch ins Stück einlernen konnte, übernahm ich die bewegten Parts der Schauspielerin. Wir verdoppelten sie, so konnte sie ebenfalls Teil der Vorstellung sein. So gelang es mit relativ wenig Aufwand und Änderungen für die Schauspielenden das Stück doch auf die Bühne zu bringen.
Teamwork, darauf kommt es an!
Ob es das Publikum gemerkt hat? Bestimmt haben sich einige gefragt, warum um alles in der Welt die Regisseurin auch noch selbst im eigenen Stück mitspielen musste … das war mir aber egal. Theater ist Teamwork. Zusammenspiel ist alles. Auch gegen das Schicksal. Denn Theater ist abgemacht. Das gelingt auch kurzfristig. Wie beruhigend. *schmunzel*